Frag doch mal … die Kinder!
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Kinder wissen mehr, als wir Erwachsenen glauben. Gerade Kindergartenkinder werden oft unterschätzt. Dabei haben sie viel Erfahrungswissen.
Davon ist Salman Ansari überzeugt. Er will mir das beweisen. Ich begleite den gebürtigen Inder in verschiedenen Kindertagesstätten in Brandenburg. Dort arbeitet der promovierte Chemiker direkt mit den Kindern. Er war selbst über 30 Jahre Pädagoge an der hessischen Odenwaldschule.
Gerade sind acht Kinder im Alter zwischen vier und sechs Jahren dabei zu prüfen, was im Wasser sinkt und was schwimmt. Zur Auswahl stehen Blätter, Sand und Steine.
Genauso haben es die ersten Naturforscher auch getan: geprüft, welche Eigenschaften die Elemente der Natur haben. Sie hatten keine großartigen Geräte und ihr Vorwissen war auch sehr beschränkt. Sie haben beobachtet und darüber nachgedacht. Und das immer, immer wieder. Oft war es ein langer Prozess von der Ausgangsfrage bis zur Antwort.
Wenn Salman Ansari mit Kindern forscht, kommt es ihm auf den Prozess an, auf den Denkprozess. Mit seinen Fragen fordert er die Kinder zum Denken heraus. Sie sollen sagen, was sie wissen. Ihr unbewusstes, implizites Wissen, sollen sie in Worte fassen. Das stärkt ihr Sprachvermögen und ihr Selbstbewusstsein.
Die Kinder sammeln vielfältige Erfahrungen mit der Natur. Sie matschen im Sand, graben Löcher, bauen Burgen. Sie spielen in der Badewanne mit verschiedensten Sachen. Sie drücken sie runter und lassen sie hochspringen. Sie tun das immer wieder.
Salman Ansari will mit seinen Themen an den Erfahrungen der Kinder ansetzen. Um das zu erreichen, fragt er die Kinder. Deshalb beginnt eine Forscherstunde zu Naturthemen bei ihm immer mit einem Dialog. Darauf legt der Naturwissenschaftler großen Wert. Eine personale Begegnung herstellen will er. Er hört den Kindern zu, um zu erfahren, was sie wissen und wie sie denken.
Auf dieser Basis entwickelt er gemeinsam mit den Kindern einen Versuch.
„Stellt euch vor, im Sandkasten wäre kein Sand. Wäre Gartenerde. Wäre das gut? Nein", rufen die Kinder. „Dann kann man nicht mehr buddeln", bemerkt Robert, sechs Jahre. „Wie meinst du das?" Herr Ansari fragt nach.
In einer Stunde hat er 134 Fragen an die Kinder gestellt. Am häufigsten „Was meinst du?", „Was meint ihr?", gefolgt von „Wollen wir das mal gucken?" - Wollen wir das mal versuchen und beobachten, was passiert?
Salman Ansari fragt und die Kinder haben Antworten. Sie wissen ja viel. Das habe ich jetzt gesehen. Ich staune, wie lange die Kinder konzentriert arbeiten und mitdenken.
Lisa, vier Jahre, will ein Blatt auf das Küchenpapier kleben. Eigentlich sollte geprüft werden, ob das echte Blumenblatt Wasser aufsaugt oder das Küchenpapier. Doch Lisa hat eine neue Idee. Salman Ansari greift die Idee des Kindes auf. Egal ist jetzt der aufgestellte Plan, zu sehen, welches weitere Material Wasser aufsaugt. Interessanter für die Kinder ist jetzt das Experiment, ob man mit Wasser Blätter ankleben kann oder nicht.
Da ist der Pädagoge und Dozent flexibel. Die Kinder kommen in Aktion und die Gedanken in Fahrt. „An meiner Hand klebt es. Mit Wasser." Leon, fünf Jahre, hat es gleich ausprobiert. Das Blatt bleibt an seiner Hand haften. „Und was passiert, wenn das Wasser getrocknet ist?", möchte Herr Ansari wissen.
„Dann fällt das Blatt ab", antwortet Tim, sechs Jahre. Das weiß doch jedes Kind, oder?
Für Salman Ansari machen Experimente im Kindergarten nur Sinn, wenn sie unmittelbar mit der Erfahrungswelt der Kinder in Beziehung stehen. Dann können die Kinder mitreden, eigene Schlüsse ziehen, Zusammenhänge erkennen und benennen.
Experimente aus der Kiste oder dem Buch haben für ihn oft den Charakter von Hokuspokus. Wie ein Zauberkunststück verführt es die Kinder. Die Erklärung zum Trick selbst bleibt ihnen aber unverständlich, wie auch mancher Erzieherin und manchem Erzieher. Übrig bleibt Effekthascherei.
„Ich hör auf", sagt Leon. „Du hörst auf. O.k." Nach einer Stunde wissenschaftlicher Arbeit erinnern sich die Kinder an den Buddelkasten im Garten. Wenn man mal so richtig versunken ist ins Versuche machen, vergeht die Zeit wie im Flug.
Am Ende wird gemeinsam aufgeräumt. Die Steine zurück in den Beutel, das Wasser in den Ausguss und das Küchenpapier in den Müll.
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