Kindliche Welterfahrung
Nicht-Methode zur Horizonterweiterung
Spannend liest sich, wie viel Horizonterweiterung Salman Ansari mit seiner Nicht-Methode katalysiert, die schlicht darin besteht, die Kinder und ihre Kompetenzen in einer Weise ernst zu nehmen, wie man sie selten erlebt. Fünfjährige beispielsweise sind fast immer der Meinung, dass sich in einem Zimmer keine Luft befindet. Anstatt sie eines Besseren zu belehren, lauscht der Pädagoge ihren Argumenten. "Wenn die Fenster zu sind, kann doch keine Luft reinkommen", erklären sie dann, oder: "Nur wenn man Wind spürt, gibt es auch Luft". Doch schon tun sich Widersprüche auf, Diskussionen entstehen, die Kinder fangen an, Luftballons aufzublasen, Fesselballons zu malen, Papierbälle über Tische zu pusten. Vielleicht hält ihr Wissen über die Luft am Ende noch immer keinem PISA-Test stand. Aber sie haben gelernt zu argumentieren, Experimente zu planen, Irrtümer eigenständig aufzudecken, Wahrheiten zu ergreifen und wieder loszulassen.
Salman Ansari ist von sich überzeugt, das spürt man auf jeder Seite. Gleichzeitig fällt seine Kritik an konkurrierenden pädagogischen Konzepten harsch und bisweilen sehr persönlich aus. Das verleiht seinem Buch einen Beigeschmack von Eifer und Schärfe. Doch all das ist vergessen, wenn der Autor über kindliche Welterfahrung spricht - klug, empathisch, pädagogisch unorthodox und bodenständig human.