Salman Ansari Menschen · Natur · Leben · Literatur · Musik

17Nov/11Off

Nur heile Seelen sehen die Natur

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ZURÜCK IN DEN WALD? Der amerikanische Umweltaktivist will "unseren Kindern die Natur zurückgeben". Die Vielfalt von Naturphänomenen ist aber auch in Metropolen erfahrbar.

Quelle: taz

hat ein viel beachtetes Buch geschrieben, dessen Hauptthese lautet: Kinder brauchen Natur, um von den Krankheiten der Zivilisation geheilt zu werden. Die Ursache ihrer Hyperaktivität, Computersucht, Bereitschaft zur Gewalt usw. sei die Ferne zu Natur und Wald. Er plädiert für eine unabdingbare Nähe zur Natur, denn diese sei genauso wichtig für die Kinder wie eine gesunde Ernährung.
Louv zitiert unzählige amerikanische Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kultur und Naturschutzbewegungen. Er berichtet über Menschen, die als Kind wegen ihrer tiefen Naturverbundenheit frei von all jenen Verhaltensstörungen waren, die man bei heutigen Kindern diagnostiziert. Hätten die heutigen Kinder das Privileg, in der freien Natur zu spielen, auf Bäume zu klettern, die spirituelle und therapeutische Wirkung der Wälder zu erleben, so will uns Louv sagen, dann wären sie ausgeglichener. Sie wären kognitiv und emotional fitter, kommunikationsbereiter, ihre Seelen würden machen, ja, potenziell könnten sie sogar Gott über die Natur begegnen. Sie würden eine Art kindlicher Spiritualität entfalten. Nicht selten mit Pathos versucht Richard Louv, uns die Bedeutung einer tiefen Beziehung zur Natur zu erklären. Kinder litten unter einem "Natur-Defizit-Syndrom", unter Biophobie.
Diese Gedanken sind interessant, aber nicht neu. Schon in den 60er Jahren beklagte Alexander Mitscherlich (1908-1982) "Die Unwirtlichkeit unserer Städte". Kinder wüchsen auf asphaltierten Straßen und Höfen auf, obwohl sie "Dreck, Gebüsche, Spielraum" brauchten. In den Stadtwüsten verkomme der Mensch zu einem bindungsunfähigen "augenblicksbezogenen Triebwesen".
Ja, es stimmt, dass heute viele Kinder immer neurotischer werden. Doch auffälliges Verhalten ist stets auch ein Zeichen von Orientierungslosigkeit. Schön wäre es, wenn wir diese Kinder beruhigen und glücklicher machen könnten, indem wir in Kindergärten und Schulen die Natur in den Mittelpunkt stellten. Das Verhalten der Kinder jedoch ist nur ein Spiegel. In ihm wird die Welt der Erwachsenen als Reflexion wahrnehmbar. In der seelischen Verwahrlosung vieler Jugendlichen manifestiert sich das Scheitern der Erwachsenen, Kindern eine Wirklichkeit zu bieten, in der sie sich heimisch fühlen könnten.

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