Salman Ansari Menschen · Natur · Leben · Literatur · Musik

8Feb/10Off

Kinderfragen

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Der Sachunterricht beginnt nicht an einem Nullpunkt

Zahlreiche wissenschaftliche Befunde widersprechen den Postulaten von dahingehend, dass ein kausaler Zusammenhang zwischen dem Alter des Kindes und dem, was es überhaupt lernen und verstehen kann, besteht(1-5). Von Bedeutung ist nicht, was ein Kind in einem bestimmten Alter, im Kontext von Piaget, nicht lernen kann, sondern vielmehr, welche manifesten Fähigkeiten (Prädispositionen) der Kinder bei der Organisation von Lernsituationen zur Geltung kommen und wie diese entfaltet werden können.

Bevor Kinder in die Schule kommen, haben sie bereits sehr viel gelernt. Sie können sich in ihrer Muttersprache mitteilen, kleine Geschichten erzählen, die Handlung einer Erzählung mitverfolgen. Sie können u.a. argumentieren, sich besinnen, streiten, Urteile bilden, Fragen stellen, eine Vielzahl von Objekten klassifizieren und schlussfolgern. Sie haben also bereits Kompetenzen erworben, die für das schulische Lernen förderlich sind.

Für die Lehrenden wird es darauf ankommen, mit welchen Strategien es ihnen gelingen kann, eben diese vorhandenen Kompetenzen der Kinder für ein Lernvorhaben gezielt anzuregen. Die Kenntnis über das Vorwissen der Kinder spielt hierbei naturgemäß eine bedeutende Rolle. Was ein Kind zu irgend einer Sache meint und welche Vorstellungen es bereits über dieselbe Sache besitzt, werden wir jedoch nur dann erkennen können, wenn wir uns bewusst und gezielt darum bemühen, seine sprachlichen Äußerungen zu verstehen und zu begreifen und uns somit seinem Blickwinkel anzunähern (6-7).

Ein möglicher Weg, die Prädispositionen der Kinder auszuloten und ein zutreffendes Bild von ihrem Weltverständnis zu bekommen, wird für die Lehrenden also darin bestehen können, dass sie Schritt für Schritt lernen, die Fragen, Beschreibungen und Bemerkungen der Kinder in einem Zusammenhang zu begreifen, der auf den Erfahrungsmöglichkeiten der Kinder beruht. Es wird immer darum gehen, in der Auseinandersetzung mit Kinderfragen Formen der Kommunikation und des praktischen Handelns zu entwickeln, die hilfreich sein könnten, Kindern ihre Welt besser verständlich zu machen. Dies impliziert allerdings auch, dass die Lehrenden ihre Vorgehensweisen genau bedacht haben und in der Lage sind, die Lernfortschritte der Kinder durch Evaluationen und das Festhalten von erzielten Ergebnissen zu erkennen und diese in die Fortentwicklung des Curriculums zu integrieren. Sie sind nicht nur sachkundiger Planer und Initiator von Aktivitäten, die Kinderfragen und Antworten hervorrufen, sondern zugleich auch Analytiker des ganzen Geschehens. Solch eine Vorgehensweise würde dem Attribut „Professionalität“ insofern gerecht werden, da ihre unterrichtspraktischen Konsequenzen einer gezielten Förderung affektiver und kognitiver Entwicklung von Kindern gleich kämen.

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