Wozu experimentieren, wozu die Reduktion der Wirklichkeit?
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Diskussion
Die Diskussion wurde eingeleitet und moderiert durch Frau Prof. Dr. Manuela Welzel-Breuer.
Frage: Zunächst geht es um die grundsätzliche Frage: Was sollen Kinder verstehen? Sind Erklärungen oder Begriffe gemeint? Und wenn es unsinnig ist, Erklärungen anzubieten, heißt das, dass Kinder physikalische Erkenntnisse selbst aufbauen (konstruieren) sollen / müssen, für die die Menschheit tausende von Jahren gebraucht hat? Würde das nicht viel zu lange dauern? Was können wir tun, damit die Kinder nicht alles von vorne lernen müssen?
Ansari: So ist es nicht gemeint. Der den Kindern angebotene (Lern-) Gegenstand muss(!) einen Dialog zulassen. Ein Dialog setzt voraus, dass alle Beteiligten auf ihr Weltverständnis zurückgreifen können und der Sachverhalt im Rahmen ihrer Erfahrungsmöglichkeiten liegt. Dies ist nicht möglich, wenn die Kinder mit dem (Lern-) Gegenstand nichts anfan-gen können. Jedes Kind muss etwas dazu beitragen können, darf also an seine Erfahrungen anknüpfen können. Kinder müssen die Gelegenheit erhalten, Erkenntnisse selbstständig zu gewinnen. Daher ist es die primäre Aufgabe der Pädagogen, für eine Lernumgebung zu sorgen, die das Denken der Kinder fördert und sie ermutigt, eigenständige Erfahrungen zu machen. Unser Lernen ist immer ein Anknüpfen an das, was wir bereits wissen. Das Entdecken hängt davon ab, was wir bereits wissen. Die Prozesse des Wissenserwerbs sind nicht geradlinig, sondern integrieren das Fehlermachen als einen wichtigen Baustein für das Erkennen überhaupt.
Frage: Müssen wir nicht vor dem Verstehen ansetzen? Ist es nicht wichtig, vor dem Problemlöseprozess das Explorieren zu ermöglichen, sowie das Beobachten und das Finden einer Sprache zu dem Erfahrenen?
Ansari: Ja, wenn die Kinder noch keine Erfahrungen mitbringen, ist auch keine sinnvolle Problemlösung möglich.
Es gibt aber in jedem Alter der Kinder viele Möglichkeiten, an ihren Erfahrungen anzuknüpfen. Diese Anknüpfungspunkte liegen nicht immer auf der Hand, man muss sie sich überlegen, bevor man mit den Kindern in einen Dialog tritt. Im Verlaufe des Dialogs wird dann sichtbar, welche Wege gangbar sind und entsprechend muss man die Aktivitäten planen. Der Prozess sprachlicher Verständigung ist das Ziel und nicht ein festge-legtes Lernziel. Die Sprachförderung spielt hierbei eine bedeutende Rolle.
Kommentar: Das Problem scheint mir zu sein, geeignete Experimente zu den Problemfragen zu finden / zu kennen. Dies setzt Erfahrung voraus und erfordert Kreativität, was von Erzieherinnen nicht unbedingt erwartet und geleistet werden kann.
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