Brauchen Kinder eine Kinder-Uni?
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Das Dilemma aller Instruktionen
Was Bildung sei, ist eine Frage, die immer wieder neu aufgeworfen wird. Die Antworten darauf sind umstritten. Unumstritten sind jedoch einige Erkenntnisse der Kognitionswissenschaften [4], die uns helfen, die Vorgänge des Verstehens besser zu erfassen.
Verstehen ist demnach ein Vorgang der Modifizierung vorhandener Konzepte. Um etwas zu verstehen, muss man es also in das bereits vorhandene Wissen integrieren können. Dies lässt sich vielleicht am Beispiel des Erlernens einer Fremdsprache verdeutlichen. Um einen Begriff, ein Wort, ein Bild in einer Fremdsprache zu verstehen, muss man die entsprechende Vokabel mit all ihren Bedeutungen in seiner Muttersprache kennen.
Die Bedeutungen der gesprochenen und geschriebenen Muttersprache sind dem Menschen aber erst durch die Integration in die eigene Wirklichkeit oder in die vorhandenen mentalen Konzepte zugänglich. Hier beginnt das Dilemma aller Instruktionen, wenn sie nicht danach fragen, wie Kinder in einem bestimmten Alter über ihre alltäglichen Erfahrungen denken.
Kinder und Jugendliche können ihre Wahrnehmungen und Erfahrungen mit ihrer eigenen Logik und Systematik ordnen. Sie sind sogar fähig, eigene Theorien zu bilden. Ihr Denken ist also nicht völlig formlos. Interessiert sich beispielsweise ein achtjähriges Kind für den Mond, dann sind die Bilder, die es sich vom Mond macht, vollkommen anders als die Bilder eines Wissenschaftlers. Wird dieses Kind mit den Denkmustern eines Wissenschaftlers konfrontiert, dann trägt dies eher zur Bildung von Fehlkonzepten bei. Man muss also erst die mentalen Schemata der Kinder in Erfahrung bringen, bevor man als Wissenschaftler mit ihnen über einen Sachverhalt spricht. Ist dies bei Kinder-Uni der Fall?
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