Konzept Reformpädagogik: Bildungsprediger in der Krise
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„Beziehung im Klassenzimmer“
Seit Ellen Keys „Jahrhundert des Kindes“ vor über hundert Jahren wird „Beziehung“ als Indikator für eine gute Pädagogik beschworen. Die Reformpädagogik hat sich stets darauf berufen. Doch was heißt Beziehung eigentlich ganz konkret? Viele deutsche Reformpädagogen schmücken sich mit diesem Attribut und halten es nicht für nötig, es zu definieren. Es ist, als könnte ein Arzt damit davonkommen, dass er lediglich eine Diagnose stellt und im Übrigen meint, er sei für eine genaue Vorgehensweise der Therapie nicht zuständig.
Was heißt also beispielsweise die Kategorie „Beziehung im Klassenzimmer“? Woran erkennt man, dass ein Pädagoge zu Dutzenden Kindern eine Beziehung pflegt, die in jedem einzelnen Fall aber auch anders geartet sein muss, weil ja jedes Kind eine einzigartige Persönlichkeit ist. Eine komplexe und unmöglich zu bewältigende Herausforderung. Was zum Beispiel heißt Gleichheit in diesem Fall, was gleiche Behandlung aller Kinder? Soll der Lehrer alle Schüler in den Arm nehmen?
Wenn ein Unterrichtskonzept alle Kinder entsprechend ihren Anlagen anzusprechen vermag, dann kommen auch ganz unterschiedliche Vorgehensweise der Kinder zum Vorschein. Individualität ist somit eine Frage der handwerklichen Kompetenz.
Schlage ich in einem Lexikon nach, dann wird der Begriff „Beziehung“ mit Synonymen wie „Verbindung“ oder „Zusammenhang“ gleichgesetzt. Frage ich aber einen Reformpädagogen nach dem Sinngehalt von „Beziehung“, dann bekomme ich in der Regel als Antwort: „Nähe zum Kind“, „Zärtlichkeit“.
Aber was bedeutet denn Nähe, wenn man als Lehrer innerhalb eines Tages mehrere Dutzend Lernende betreuen muss? Hat Zärtlichkeit in einem Klassenzimmer überhaupt etwas verloren? Was bedeutet dann der Begriff „Reformpädagogik“ in der Schulwirklichkeit von heute?
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