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27Sep/13Off

Konzept Reformpädagogik: Bildungsprediger in der Krise

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Reformpädagogen predigen die Nähe zum Schüler. Aber was heißt Beziehung ganz konkret? Anmerkungen zur pädagogischen Schönfärberei.

Erstveröffentlichung: taz.de, 11.01.2013

In Deutschland gibt es eine alte Tradition von Bildungspredigern. Besonders die selbsternannten Reformpädagogen – sei es Gustav Wyneken, Paul Geheeb, oder wie sie alle heißen – beherrschen die Kunst der schönen Rede, die vor allem eine Kunst der apodiktischen Feststellungen ist. In einem Spiegel-Online-Interview, das vor zwei Jahren gegeben wurde und nichts an Aktualität eingebüßt hat, meldete sich der populäre Reformpädagoge Remo Largo zu Wort.

Wieder einmal spricht er vom Fehlen emotionaler Bindung oder auch Beziehung im Klassenzimmer. Das sei die Ursache der allgegenwärtigen Misere der schulischen Wirklichkeit. Ferner stellt er fest, dass Lehrer und Schüler in Welten zu Hause wären, die einander fremd seien. Die Lehrer seien in der Handhabung der virtuellen Welten ihren Schülern hoffnungslos unterlegen, und dies liefe auf einen Verlust ihrer Glaubwürdigkeit hinaus. Eine eigenwillige Deutung für das Scheitern der Pädagogen.

Kindern auf Augenhöhe zu begegnen bedeutet für mich, dass man bereit ist, die Denkstrukturen der Kinder mit dem Maßstab der Kinder zu messen, sich also darum bemühen muss, die bereits vorhandenen Schemata der Kinder zu erkennen. Wer dies nicht kann, wird nicht in der Lage sein, in einen Dialog mit den Kindern einzutreten und kreative Lernprozesse zu verwirklichen.

Dies alles ist wirklich nicht neu. Über die Stofffülle hat beispielsweise Martin Wagenschein sehr viel konkreter, zielgerichteter nachgedacht als die heutigen Apologeten der Reformpädagogik. Wagenschein möchte die Stofffülle auf das „Exemplarische“ reduzieren und gibt hierzu auch eine Fülle konkreter Beispiele.

Ähnliche praktische Auseinandersetzungen für besseres Lernen vermisst man in den Debatten über Bildungsprozesse. Stattdessen herrscht viel Ideologie.

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